Der Basaltberg Studenec - Kaltenberg - (736,5 m) bei Česká Kamenice stellt eine Dominante am westlichen Rand des Lausitzer Gebirges dar. Im Jahr 1965 wurden der Berg und die Umgebung zum Naturschutzgebiet (Naturreservat "Studený vrch") erklärt. An den südlichen und südöstlichen Abhängen erstrecken sich Laub- und Mischwälder und Basalt-Schuttfelder. In den Schattenhöhlen liegt meist noch Schnee bis tief in den Sommer hinein. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts leben hier auch Gemsen.
Auf dem Berggipfel befand sich schon in den Jahren 1854 – 1865 ein Aussichtsturm aus Holz. Ein neuer Metallturm (16,2 m hoch) entstand hier 1888 dank der Mitglieder des „Gebirgsvereins für die Böhmische Schweiz“.Technologisch modern und dem damaligen Trend gemäß wurde er von der Prager Maschinenbau-Aktiengesellschaft "Ruston & Sohn" gefertigt. In der Mitte der Konstruktion aus subtilen, mit Nieten verbundenen Profilstählen verlief eine gusseiserne Wendeltreppe mit 92 Stufen und mehreren Ausweichplattformen. Oben befand sich eine Aussichtsplattform.
Die Eröffnung des Aussichtsturmes fand am 15. Juli 1888 statt. Zum feierlichen Ereignis mit Fahnen, Bier und Musik trafen sich viele Bewohner, sowie Vertreter der touristischen Vereine von Tetschen (Děčín), Aussig (Ústí nad Labem), Böhmisch Leipa (Česká Lípa), Warnsdorf (Varnsdorf) und sogar von Dresden. Zur guten Stimmung spielte die Musikkapelle des tschechisch-amerikanischen Schützenvereins.
Die Beliebtheit des Ortes, der einen ungewöhnlichen Panoramablick auf die Umgebung bot, stieg schnell, und schon im Jahr 1893 wurde in der Nähe des Turmes eine hölzerne Hütte errichtet (sog. Kinsky Baude).
In der Baude gab es Erfrischungen und sogar bescheidene Nachtlager für Besucher. Im Jahre 1890 wurde auch der Steigweg aus Basaltpflaster bis zum Gipfel fertig.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, obwohl der Turm immer noch die einzigartigen Schönheiten vermittelte, war der allmähliche Verfall der Konstruktion schon fatal und das Klettern zur Aussichtsplattform lebensgefährlich.
Im Jahre 1994 veröffentlichte Společnost přátel Děčína (Amici Decini) ein schmales Büchlein über Aussichtstürme in der Region „Lausitzer Gebirge und Böhmische Schweiz“, Autor des Buches ist Jan Nouza. In der Passage, die dem Aussichtsturm auf dem Kaltenberg (Studenec) gewidmet ist, konstatiert er: „ ... den Besuchern bietet sich ein trauriger Blick auf den sterbenden Aussichtsturm“.
Der tragische Zustand der wertvollen historischen Konstruktion hatte die Mitglieder von Amici Decini zur Aktivität veranlasst, den Turm zu retten. Das Abtragen des Turmes war damals schon technisch vorbereitet. Nach langwierigen administrativen Verhandlungen mit verantwortlichen Institutionen wurde im März 1996 offiziell vorgeschlagen, den Aussichtsturm auf die Liste der Kulturdenkmäler zu setzen, um auf diesem Wege, im letzten Moment, die Demolierung des Turmes zu verhindern. Ein Jahr später wurde dieses einzigartige Bauwerk durch das Kulturministerium zum Kulturdenkmal erklärt.
Die Rettungsarbeiten konnten erst nach komplizierten Verhandlungen der Vertreter von Amici Decini und dem Klub českých turistů beginnen. Anspruchsvolle Probleme bestanden in der Festlegung des Eigentümers, in der Form der Rekonstruktion und deren Finanzierung. Ein Sponsor des Projektes der Rekonstruktion (Autor Dipl. Ing. Jandáček) wurde Česká spořitelna in Děčín (Böhmische Sparkasse in Tetschen). Der Turm wurde aus dem staatlichen Besitz auf die Stadt Česká Kamenice übertragen (Protokoll 2001) und für die Renovierung bekam die Stadt eine Dotation vom Ministerium für regionale Entwicklung. Diese Mittel wurden jedoch aus wichtigen Gründen für andere Zwecke verwendet. Infolgedessen ist das Projekt fast in Vergessenheit geraten, durch die Verzögerungen ist der Preis der geplanten Rekonstruktion beträchtlich gestiegen und beinahe verschwand auch die Hoffnung auf den vorgesehenen Turmaufbau. Über die Renovierung des Aussichtsturmes wurde definitiv erst nach weiteren sechs Jahren, im Januar 2007, entschieden.
Mit der Rekonstruktion wurde dann im September 2007 begonnen, nach einem neuen Projekt von Ing. Janatka. Die Finanzierung erfolgte aus der Dotation des Ministeriums für Kultur, dem Budget der Stadt Česká Kamenice und den öffentlichen Spenden dank der Bürgervereinigung Studený a Lipnice und der Stadt Česká Kamenice.
Ende 2008 kulminierten die Renovierungsarbeiten. Von den originalen Konstruktionselementen konnten rd. 80% wieder verwendet werden. Der Turm bekam neue Stufen. Die fertige, renovierte Konstruktion wurde nach Česká Kamenice gefahren und komplett vorbereitet wartete sie auf günstige klimatische Bedingungen, auf finalen Flugtransfer. Der historische Moment ist endlich eingetreten, am 14. März 2009 um 12:40 Uhr wurde der Aussichtsturm an seinen Ort auf dem Gipfel des Studenec gebracht.
Der Turm wird wieder den Touristen dienen, ihren Augen ungewöhnliche Erlebnisse bieten und zum Bewundern der schönen Landschaft einladen.